Bericht des Fachbereiches Religion für das Schuljahr 2014/2015

Veröffentlicht in Religion Jahresberichte


In Afghanistan haben wir doch versucht die Segnungen des Westens mit „aller Gewalt" durchzusetzen, mit wenig Erfolg, wie die Situation heute zeigt. Der französische Schriftsteller Michel Houllebecqs hat am Tag des „Charlie Hebdo – Attentats" in Paris einen neuen Roman veröffentlicht mit dem deutschen Titel „Unterwerfung" – welch ein mysteriöser Zufall. Diese politische Fiktion schildert die Islamisierung Frankreichs als Folge eines geistig ausgezehrten und erschöpften christlichen Abendlandes. Mit Hilfe des saudischen Kapitals werden nicht nur Fußballclubs und Aktienmehrheiten gekauft, sondern auch sukzessive die Universitäten und andere Schlüsselbereiche des gesellschaftlichen Lebens finanziert und übernommen. Die gesellschaftlichen Werten gegenüber unkritische „Normalbevölkerung" wird „angefüttert". Man gibt sich jovial bis die Basis für einen islamischen Staat gelegt ist. Schreckensszenarien oder beginnende Realität?
Ist der Islam eine Gefahr für unsere Wertegemeinschaft und warum tun wir uns mit dem Islam so schwer? Was muss geschehen, um den Islam in eine freiheitliche Grundordnung einzubinden?
Verschiedene Erklärungen werden versucht. Zum einen passt der Islam nicht in eine aufgeklärte freiheitliche Welt. Er ist noch in Gesellschaftsmodellen des Mittelalters verhaftet. Den auch für die christlichen Kirchen oft schwierigen Prozess der Aufklärung bis hin zur Trennung von Kirche und Staat hat der Islam noch nicht vollzogen. Die Theologie ist gefordert. Die opportunistische Behauptung der Islam gehöre zu Deutschland ist eben deswegen nicht richtig, weil der Islam als Religion nicht die Werte einer Demokratie, nicht den Primat der Menschenrechte, der das Individuum in den Mittelpunkt stellt, akzeptieren kann. Eine freiheitliche Grundordnung zu akzeptieren erfordert von der muslimischen Theologie eine Reformation, angefangen vom Gottesbild bis zu moraltheologischen Grundsätzen die das Zusammenleben der Menschen regeln. Meine These ist, dass der Islam in Europa aus einer aufgeklärten Umgebung heraus eine Erneuerung für den Gesamtislam kreieren könnte. Dazu braucht er natürlich die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung. Der Istanbuler Religionspädagoge Hasnain Kazim sagt in einem Spiegel-Online Interview: „Ich will nicht überheblich oder eurozentristisch sein, aber klar ist: In einem Land, wo keine Freiheit ist, kann man keine Religion reformieren... aus diesem Grunde haben wir diese Chance nur im Westen, weil wir in Freiheit denken und forschen, trotz aller Schwierigkeiten. Diese Freiheit ist für uns Muslime eine Chance." Er räumt aber auch ein, dass dies leider von vielen muslimischen Gelehrten nicht so gesehen wird: „Gegenwärtig wird eine aufklärerische Perspektive nicht zugelassen, als könnten wir einen Islam europäischer Prägung nicht leben."
Ein zweiter Punkt ist die religiöse Erziehung der Muslime in den freiheitlichen Staaten Europas. Hier wird allenthalben eine verbindliche Werteerziehung gefordert. Also Religions- oder Ethikunterricht, wie es die christlichen Kirchen vorbildlich vormachen. Bis heute werden viele junge Muslime aus vor allem religiösen Familien in Koranschulen erzogen. Diese stehen im Ruf oft fundamentalistisch zu lehren und zu erziehen. Auch der Ethikunterricht, wie er bei uns für bekenntnislose Schüler angeboten wird, wird dem gemeinsamen Anliegen nicht gerecht. Für muslimische Schüler muss ein islamischer Religionsunterricht mit bei uns universitär ausgebildeten Lehrern, die auf unsere freiheitliche Verfassung verpflichtet sind, angeboten werden. Dazu braucht man aber Institutionen, um dem Art. 7/3 gerecht zu werden. Der Staat braucht für den Religionsunterricht die Religionsgemeinschaften als Partner. Vorbildlich verfolgt die Verfassung hier den Grundsatz der „eschatologischen Gewaltenteilung" und wird den Religionsgemeinschaften gegenüber nicht übergriffig. Nur ihnen kommt es zu, Inhalt und Ausübung ihrer Konfession auszugestalten. Der Art.4, der die Religionsfreiheit für Gläubige wie für Ungläubige garantiert, macht die Konstruktion komplett. Sie hat sich glänzend bewährt.
Die Ankunft des Islam in Deutschland wirft die Frage auf, wem die Anstrengung der Anpassung aufzubürden ist. Das GG den theokratischen Traditionen des Islam anzupassen wäre absurd. Ist andererseits den ankommenden oder schon beheimateten Menschen muslimischen Glaubens eine Anpassung zuzumuten?

Aus dem täglichen Leben des Religionsfachbereiches
Ein engagiertes Team aus Religionslehrerinnen und Religionslehrern beider Konfessionen, bemüht sich auch an der Berufsschule Neumarkt, um einen guten erfolgreichen Religionsunterricht.
Der katholische Religionsunterricht an unserer Schule wird von 10 Lehrerinnen und Lehrern erteilt. Zwei von ihnen sind im kirchlichen Dienst und Vollzeit im Fach Religion beschäftigt. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrer erteilen Religionsunterricht im Zweitfach und sind mit einer Stundenzahl zwischen 4 und 10 Stunden Religionsunterricht pro Woche eingebunden. Eine Referendarin unterstützt uns für ein Schuljahr.
Insgesamt waren in diesem Schuljahr 78 Wochenstunden an katholischer Religion zu halten. Wobei bei den Blockklassen statt der vorgeschriebenen 3 Stunden nur zwei erteilt werden konnten, und bei der 13. Jahrgangsstufe wurde auf den Religionsunterricht gänzlich verzichtet. Mit mehr Religionslehrern könnten auch diesen fehlenden Unterrichtsstunden belegt werden.
Für den evangelischen Religionsunterricht sind zwei kirchliche Mitarbeiterinnen der evangelischen Kirche in das Team eingebunden. Es wurden inklusive der Außenstelle Mühlbach insgesamt 15 Stunden evangelischer RU erteilt. Ethik wird parallel zum evangelischen RU angeboten. Den Ethikunterricht teilen sich 4 Lehrkräfte. Es ist schön, dass daraus ein festes Team geworden ist, das regen Austausch mit den Religionslehrern pflegt.

Über den Unterricht hinaus führt die Religionsabteilung immer wieder Aktionen durch, die die Sensibilität der Schüler für den Wert der Mitmenschlichkeit stärken sollen. Seit vielen Jahren beteiligt sich die Berufsschule an der Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber e.V.
Ein sehr wichtiges Projekt der Berufsschule Neumarkt ist seit Jahren die Unterstützung des Kinderhospizes St. Nikolaus im Allgäu. Auch in diesem Schuljahr konnten wir, wie in den Jahren zuvor 2000.- € an des Hospiz überweisen. Nicht nur der finanzielle Beitrag, ist uns hierbei wichtig. Wir können jungen Menschen den Wert des Lebens, gerade des kranken und behinderten Lebens, anschaulich nahe bringen und ihre Solidarität einfordern, mit dem Ziel Compassion (Mit – Leiden), Solidarität und Barmherzigkeit als menschliche Grundhaltung nachhaltig zu festigen.
Das „Schulinterne-Krisen-Interventions-Team" SIKIT traf sich im Mai, um eventuell prekäre Situationen, die an einer Schule entstehen können, zu besprechen, um im Notfall vorbereitet zu sein. Dieses Team leistet auch die Trauerarbeit an unserer Schule. Ein „Trauertisch" an zentraler Stelle mit der Todesanzeige und Bild des verstorbenen Schülers oder Lehrers, begleitet von Kreuz und Bibel und dem Licht einer Kerze, soll die Anteilnahme, das Gedenken und Abschiednehmen in Würde ermöglichen.
Die Leitung des SIKIT – Teams hat Frau StRin Susanne Meyer inne.
Alljährlich bemühen sich die Religionslehrer um ansprechende Anfangs- und Abschlussgottesdienste, die in ökumenischer Weite be-gang-en werden. Positive Rückmeldungen von verschiedenen Seiten bestärken das Team in diesem Bemühen nicht nachzulassen. Hier darf ich den beiden Geistlichen H. Pfr. Eyselein aus Pyrbaum und H. Pater Amadeus Buchzyk aus Freystadt besonders herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz danken; vor allem auch für die Zeit, die sie sich zusätzlich mit Vertretern des Religionsteams für eine intensive Vorbereitung und Planung nehmen.

Zum Schuljahresende 2013/14 haben sich die Kolleginnen und Kollegen der Religionsabteilung auf eine „Wallfahrt" zum Marienheiligtum ‚Drei mal wunderbare Mutter' nach Rittershof begeben. Mit einem Vespergottesdienst bedankten sich die Kolleginnen und Kollegen für ein erfolgreiches Schuljahr und für eine geschwisterliche Gemeinschaft, aus der viel Kraft erwächst. Eine weitere Station war die Pfarrkirche St. Martin in Pölling. Mit einem Besuch im Gasthaus in Pölling wurde unsere Wallfahrt abgeschlossen. Eine schöne, bereichernde Einrichtung die uns hoffentlich als eine liebe Gewohnheit selbstverständlich bleiben wird. Am Ende dieses Schuljahres ist geplant, die Kapelle auf dem Weg von Berg nach Hausheim zu besuchen.

Herzlichen Dank dem Schulleiter Albert Hierl, dem Stellvertreter H. Walter Bock, der in der Stundenplangestaltung unverzichtbar ist, dem Mitarbeitern in der Schulleitung für ihre vielfältige Unterstützung. Sie sind unserer gemeinsamen Sache eng verbunden. Herzlichen Dank den Hausmeistern und den Damen des Sekretariats, die uns allzeit gerne behilflich sind.
Besonderer Dank gilt auch den Kollegen, die mich in der Umsetzung des Raumes der Stille so tatkräftig unterstützt haben; Besonders hervorzuheben ist hier H. FL i.R. Dieter Schmidt, aber auch die Brüder Drescher; Fachlehrer der Metallabteilung, für ihr bereitwilliges Engagement und Vater und Sohn Wenzl, die mir zu einem Baumstamm verholfen haben aus dem die Skulptur für diesen Raum entstanden ist.
Den Kolleginnen und Kollegen darf ich an dieser Stelle danken für das „Herzblut", das sie bereit sind einzusetzen, um den uns anvertrauten jungen Menschen ein gutes ethisches, christlich geprägtes Rüstzeug – „Christus Manieren" - mitzugeben. Es sind nicht nur das Wissen, das unseren Schülern nahegebracht werden soll, sondern nicht unwesentlich die Herzensbildung, aus der dann Glaube erwachsen kann. An dieser Stelle darf ich die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Manuela Scheswig zitieren. Nach ihrer Taufe vor einigen Jahren sagte sie, als sie über ihre Beweggründe zu diesem Schritt befragt wurde: „ Man kann versuchen den Glauben zu verstehen, man muss es aber nicht, denn mit dem Glauben ist es wie mit der Liebe: er wächst im Herzen".
Für die Zukunft wünsche ich uns weiter Begeisterung und ein pfingstlich brennendes Herz: „Wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben."

Johann Rupp, StD
Fachbetreuer Religion

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