25 Jahre Mauerfall

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten"

dieses Zitat des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht von 1961 gilt auch für die Berufsschule Neumarkt. An dieser Stelle bleibt es im Gegensatz zur historischen Situation aber dabei, dass nur ein Stück der Berliner Mauer aufgebaut wurde, das quasi als „Denk-mal" seit kurzem vor dem Haupteingang der Berufsschule steht.

 

In diesem Jahr jährt sich der Tag des Mauerfalls zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zum 25. Mal. Anlass genug zurückzublicken, umso eher, da die jetzige Schülergeneration nach dem Mauerfall geboren wurde und somit die unmittelbare Vergangenheit nur aus Erzählungen Ihrer Eltern, Verwandten oder Großeltern kennt, aber keinen unmittelbaren Bezug aus eigenem Erleben zu diesem Thema hat.

Deswegen fand in der Woche vom 03. November bis zum 07. November die Themenwoche „25 Jahre Fall der Berliner Mauer" statt. Das Thema wurde im Unterricht behandelt, man konnte die Ausstellung „Die Mauer" der Bundesstiftung Aufarbeitung in der Aula besuchen oder man hatte die Gelegenheit, am Zeitzeugenbericht von Herrn Lutz Quester, einem in der DDR geborenen, freigekauften, sogenannten "politischen" Gefangenen teilzunehmen. Außerdem konnte man ein originales Stück der Berliner Mauer, das seit kurzem vor unserer Schule steht besichtigen.

Dieses Stück der Berliner Mauer wurde 1990/1991 von der NVA/Bundeswehr verkauft und als Begrenzung von Schüttgut an diversen Betonmischanlagen im Großraum Berlin genutzt. Nach dem Rückbau dieser Anlagen wurde es in Teltow/Berlin auf dem Gelände der Klösters Baustoffwerke GmbH & Co KG aufgestellt.

Dort war es bis zum Jahr 2014 Teil eines Kunstprojekts und konnte mit Unterstützung des Fördervereins des Berufsschulzentrums Neumarkt, der Kreishandwerkerschaft Neumarkt und der Firmengruppe Max Bögl für das Berufliche Schulzentrum Neumarkt erworben werden.

Als kleinen Höhepunkt dieser Themenwoche kann man sicher, neben den drei Zeitzeugenvorträgen von Herrn Quester, die Einweihung des Mauersegments am Donnerstag, den 06. November 2014 bezeichnen.

Im Beisein von Herrn Albert Füracker, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen für Landesentwicklung und Heimat, Herrn Landrat Willibald Gailler, Herrn Kurt Walther von der Firmengruppe Max Bögl, Herrn OStD a. D. Rüdiger Cedl, Herrn Lutz Quester und anderen Ehrengästen wurde das Segment der Berliner Mauer feierlich eingeweiht.

Dieses Mauerstück soll an den Mut der Bürger der DDR erinnern, die ihren politischen Einstellungen trotz großer persönlicher Nachteile treu blieben, die versuchten, unter Lebensgefahr diesen Staat zu verlassen und die an Demonstrationen teilnahmen, die gegen die Staatsgewalt gerichtet waren und damit ihre Verhaftung riskierten.

Mut zu haben, im Alltag die eigene (politische) Meinung zu vertreten, ein mündiger Staatsbürger zu werden, ist ein Ziel, das an Aktualität nichts verloren hat und erst recht an einer „Schule ohne Rassismus - Schule mit courage" seine Berechtigung findet.

Das „Denk-mal" soll einerseits ein würdiges Gedenken an die Opfer von Mauer und Teilung wachhalten und gleichzeitig den Wert von Freiheit und Demokratie in Erinnerung rufen, indem wir an die eigentliche Botschaft von 1989 erinnern, dass es sich lohnt für Freiheit und Demokratie zu kämpfen.

Das ist eine Botschaft, die vielen Schülern, aber auch Erwachsenen heute nicht mehr bewusst ist, weil es für sie selbstverständlich erscheint, in einer Demokratie „frei" zu leben.

Diesen Gedanken formulierte auch der Zeitzeuge, Herr Quester in seinem Vortrag, in dem er den Schülern den Wert des „frei Seins" anhand eines Vergleichs verdeutlichte. Erst wenn man im Schwimmbad unter Wasser gedrückt wird, gewinnt das selbstverständliche Gut Luft enorm an Wert , „ ...einen Wert, den man vorher nicht wahrgenommen hat, weil er selbstverständlich war".

Auf der Suche nach heutigen Mauern wird man schnell fündig:

  • Entlang der 740 km langen Grenze zwischen dem indischen und pakistanischen Teil von Kaschmir erstreckt sich ein bis zu drei Meter hoher Grenzzaun - auch „Line of Control" genannt. Die 550 km lange Grenzanlage besteht aus meterhohen Stacheldrahtzäunen. Teile stehen unter Strom, sind mit Bewegungssensoren, Wärmebildkameras und Stolperdrähten ausgerüstet.
  • Durch das nordirische Belfast zieht sich eine bis zu sieben Meter hohe Mauer, die aus Ziegelsteinen, Stacheldrahtzaun, Beton und aufgesetzten Gittern besteht. Die Nordiren sprechen von der „Peace Line".
  • An der 248 km langen Grenze zwischen Nord- und Südkorea verläuft ein hochgerüsteter Zaun, gesichert mit Stacheldraht, Wachtürmen, Scheinwerfern und mehr als einer Millionen Minen.
  • Auf Zypern teilt eine über 180 km lange Grenzanlage die Insel in zwei Hälften. Die sogenannte „Grüne Linie" besteht aus Mauerabschnitten, Stacheldrahtzäunen, Trümmern und Wachtürmen.
  • Im Süden Israels verläuft eine 52 km lange Sperranlage, die den gesamten Gazastreifen bis zur ägyptischen Grenze umschließt.
  • Um die beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla im Norden Marokkos ziehen sich jeweils rund zehn km lange Grenzanlagen, die eine Einwanderung nordafrikanischer Flüchtlinge nach Europa verhindern sollen.
  • „Tortilla Wall" nennen manche Amerikaner abfällig ihren Schutzwall an der Grenze zu Mexiko. Über 1126 km erstreckt sich diese Anlage. Gesichert wird sie mit Video- und Infrarotkameras, Nachtsichtgeräten, Bewegungsmeldern, Flugdrohnen und Wärmesensoren im Boden.

Welch hohe Symbolkraft Mauern und ihre Opfer haben, wird auch an der „Aktion" der Gruppe "Zentrum für politische Schönheit" in der Woche vor dem 09. November 2014 deutlich, die in Berlin die weißen Gedenkkreuze für die Mauertoten am Spreeufer nahe dem Reichstag entfernten und an die EU-Außengrenzen brachten, um auf die Abschottung der EU an den Außengrenzen aufmerksam zu machen

Herzlichen Dank für die umfassende Unterstützung dieses Projekts durch die Schulleitung, ohne die eine Realisierung dieses „Denk-mals" nicht möglich gewesen wäre.

Hoffen wir, dass die Mauer bei uns länger steht und an die Deutsche Teilung bzw. Wiedervereinigung erinnert, als unter Honecker in Berlin. Da waren es 28 Jahre.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

Weitere Berichterstattung:
INTV TV Regionalfernsehen Studio Neumarkt vom 09.11.2014
Mittelbayerische Zeitung
Neumarkter Nachrichten
Agrar News Web 2.0

https://books.google.de/books?id=3K-NCwAAQBAJ&lpg=PA38&dq=Denkmal%20Berliner%20Mauer%20Neumarkt&hl=de&pg=PA38#v=onepage&q=Denkmal%20Berliner%20Mauer%20Neumarkt&f=false

 

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Berlin 2014

„Ich hab'n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker.Das schlürf' ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker"

Das war nicht das Motto unserer Berlinreise vom Mittwoch, 21. Mai bis Samstag, 24. Mai 2014. Es sind vielmehr zwei Zeilen aus dem Lied „Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg aus dem Musical „Hinterm Horizont".

Für das ältere Semester unter uns (der Lehrer) war dieser Musicalbesuch ohne Zweifel ein highlight des diesjährigen Berlinbesuchs. Noch dazu in sehr charmanter Begleitung!

Der legendäre Auftritt Udo Lindenbergs in der DDR fand auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges statt. Mit diesem Auftritt begann die Geschichte des Musicals, über die Liebe Udo Lindenbergs zu seinem Mädchen aus Ostberlin. Beispielhaft wurde hier ein Stück deutscher Zeitgeschichte lebendig erzählt.

Unsere Bildungsfahrt nach Berlin hatte aber noch viel mehr zu bieten. Am Anfang stand die obligatorische Stadtrundfahrt im offenen Doppeldecker, um einen Überblick über diese tolle Stadt zu bekommen.

Am nächsten Tag wurden wir von Herrn MdB Alois Karl im Bundestag zu einem persönlichen Gespräch empfangen, waren auf der Besuchertribüne des Bundestages zu einem Informationsgespräch, haben die Reichstagskuppel besichtigt und mit Erstaunen festgestellt, dass sie oben offen ist. Als Fußballfans (aktiv und passiv, männlich und weiblich) haben wir natürlich auch das Olympiastadion besucht und waren sehr beeindruckt von den Ausmaßen dieses Stadions, in dem der legendäre 1.FC Nürnberg 2007 Deutscher Pokalsieger wurde. Angeblich soll es noch einen zweiten bayerischen Verein geben, der dort kürzlich einen Sieg errungen hat.

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Das Stasigefängnis Hohenschönhausen erinnerte uns dann sehr eindrücklich an die Menschen verachtende Strafjustiz der DDR. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 diente es unter anderem als Haftanstalt für Menschen, die fliehen („Republikflüchtlinge") oder ausreisen wollten, und auch für Kritiker der SED wie Rudolf Bahro, den Schriftsteller Jürgen Fuchs oder die Malerin Bärbel Bohley. Hier wurden Bürger über Monate verhört, systematisch versuchten Vernehmer, entweder Ohnmachtsgefühle, Schuldgefühle oder Angst zu erzeugen oder allmählich ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, sie drohten oder belohnten. Sie isolierten die Häftlinge und verweigerten ihnen jede Kommunikation außerhalb des Verhörs. "Die Schließer habe ich als lebendes Inventar gesehen. Die waren wie Roboter. Wie Maschinen. Zum gesunden Hass erzogen. 'Komm'n Se, geh'n Se, steh'n Se", war alles, was die sagten. „Aber damit kam ich klar", sagte der Zeitzeuge, der uns führte.

Neben diesen bedrückenden und beeindruckenden Erlebnissen standen aber auch Ziele wie die East Side Gallery, das Brandenburger Tor, der Potsdamer Platz und und .... auf unserer Tagesordnung.

Nach 4 Tagen Berlin sind wir voller Eindrücke und mit interessanten Erlebnissen wieder im Alltag gelandet und können nur sagen: Berlin ist mehrere Reisen wert! Diese Stadt fasziniert auch durch ihre Gegensätze. Das bekamen wir jeden Tag auf dem Weg zur S-Bahn sehr deutlich vor Augen geführt. Unser täglicher Weg zur S-Bahn führte an einem Gelände vorbei, auf dem junge Leute mit alternativen Lebensentwürfen im Bauwagen wohnten, deren Tagesablauf im krassen Gegensatz zum „bürgerlichen" Leben im Regierungsviertel mit all seinen „Prachtbauten" stand.

Herzlichen Dank an die WIN 11c, die trotz Blasen an den Füßen sowohl bei den Unternehmungen zur politischen Bildung, als auch bei den rein touristischen Vorhaben, jederzeit mitzog und mit der ich sofort wieder nach Berlin fahren würde, wenn da nicht der Alltag wäre, ohne den es solche Besonderheiten gar nicht gäbe.

Trappe
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